Ein bisschen Alkohol ist gesund
Man hört es immer wieder: «Ein bisschen Alkohol ist doch gesund.» Dabei ist allgemein bekannt, dass schon kleinste Mengen einen negativen Einfluss auf das Gehirn haben und graue Zellen zerstören. Es stehen rund 200 akute und chronische Beschwerden (wie z.B. Gedächtnisschwund, Leberprobleme, Zurechnungsfähigkeit, Reaktionszeit, Bildung krebserregende Substanzen1) in Verbindung mit Alkohol.
Trotzdem gibt es verschiedene Studien2, die zum Schluss kommen, dass ein bisschen Alkohol gesünder ist als gar keiner. So wurde z.B. festgestellt, dass zwar die Mortalität mit der Reduktion von Alkohol sinkt, jedoch bei den Leuten, die komplett auf Alkohol verzichten, wieder etwas ansteigt.
Neuere Studien kommen zu einem anderen Schluss
Neuere Studien3 4 zeigen ein gegenteiliges Ergebnis. Moderate Trinker zeigen keinen Vorteil in Bezug auf die Sterberate. Wer gänzlich auf Alkohol verzichtet, hat die beste Wahl getroffen und schon moderater Alkoholgenuss verkürzt das Leben.
Doch woher kommt diese Umkehr? Der Grund dafür scheint in einem Fehler in den Daten zu liegen. So hat man festgestellt, dass viele Personen in der Gruppe der Leute, welche keinen Alkohol trinken, ehemalige Alkoholiker sind. Diese bringen durch ihren Lebensstil in der Vergangenheit eine höhere Sterberate in die Gruppe der Nicht-Trinker. Bereinigt man die Daten diesbezüglich, sinkt die Sterberate der Nicht-Trinker unter die der moderaten Trinker.
Fazit
Studien sind wichtig. Etwas zu erforschen und zu verstehen ist tief im Menschen verankert und hilft uns, gute Entscheidungen zu treffen. Doch auch damit ist Vorsicht geboten. Man muss der Wissenschaft vertrauen, ist wohl der unwissenschaftlichste Satz, den man sagen kann. Die Wissenschaft lebt davon, kritisch zu hinterfragen, zu prüfen und weiter zu forschen. Das Wissen der Menschen ist Stückwerk und seine Arbeit fehlerbehaftet. Was heute in der Wissenschaft anerkannt ist und mit Studien belegt wird, kann schon bald überholt oder als fehlerhaft angesehen werden.
Leider halten sich solche Schlüsse in der Gesellschaft lange. Oder hast du schon etwas anderes gehört, als dass ein Gläschen nicht schadet?
Quellen
- A single sip of a strong alcoholic beverage causes exposure to carcinogenic concentrations of acetaldehyde in the oral cavity, https://doi.org/10.1016/j.fct.2011.05.024 ↩︎
- Alcohol Dosing and Total Mortality in Men and Women. An Updated Meta-analysis of 34 Prospective Studies, https://doi.org/10.1001/archinte.166.22.2437 ↩︎
- Association between alcohol and cardiovascular disease: Mendelian randomisation analysis based on individual participant data, https://doi.org/10.1136/bmj.g4164 ↩︎
- All cause mortality and the case for age specific alcohol consumption guidelines: pooled analyses of up to 10 population based cohorts, https://doi.org/10.1136/bmj.h384 ↩︎